Auf zu neuen Äpfeln. Let's talk!

17.11.2021

Hoffnung, Arbeit und viel Kraft... "Zusammen schaffen wir es!" - Markus Mörgeli

Einige Zeit ist es her, seit jener Nacht, die so viel Zerstörung und Trauriges mit sich brachte. Das schreckliche Unwetter, das damals über die Schweiz fegte, war auch für die Familie Mörgeli eine grosse Last und Herausforderung. Die ganze Apfelplantage und die erste Ernte dieser über 8000 Bäume waren zerstört und fielen dem Sturmtief zum Opfer. Mit viel Kraft und Mut wurde alles ab- und wieder aufgebaut, ich war damals mit meiner ganzen Familie auf der Anlage und wir durften helfen. Wie es nun der Familie geht, hier in der Rubrik «V' Meets & Talks».

Lieber Markus, stell dich doch kurz vor!

Ich bin Markus Mörgeli, 30 Jahre alt, Obstbaumeister und führe mit meinen Eltern einen Landwirtschaftlichen Direktvermarktungsbetrieb mit Spezialrichtung Obstbau.

Markus, wie geht es dir und deiner Familie heute, vier Monate nach diesem grossen Unwetter?

Meiner Familie und mir geht es so weit gut, wir haben von verschiedenen Seiten grosse Unterstützung erfahren. Mit dem Wiederaufbau geht es voran, so dass das Ende in Sicht ist.

Ihr habt die ganze Plantage mit über 8000 Apfelbäumen verloren. Was war in den letzten Monaten das Schwierigste für den Wiederaufbau?

Die Koordination der Aufräumarbeiten, sowie das Aufräumen, nebst den anderen Arbeiten, die auf dem Betrieb anfallen, war und ist sehr intensiv.

Eine grosse Herausforderung war es, in so kurzer Zeit 8000 Bäume zu bekommen. Nebst den Bäumen brauchte es auch sehr viel anderes Material, dass wir in kurzer Zeit zur Verfügung haben mussten, da sonst mit dem Aufbau nicht begonnen werden konnte. Die nächste Schwierigkeit war das Montageteam, könnte unser Lieferant innert nützlicher Frist genügend Männer zur Verfügung stellen, um die Konstruktion wieder aufzustellen? Zum Glück konnte unser Partner Frutop umdisponieren und vier Männer für die Montagearbeiten für zwei Wochen bereitstellen.

Die Planung einer solchen Anlage braucht normalerweise 1-2 Jahre Zeit. Ca. ein Jahr im Voraus bestellt man die Bäume. In einem Anbauvertrag werden dann die Bäume nach den Wünschen des Betriebes produziert.

Die Entscheidung, diese Plantage wieder neue aufzubauen, hast du unmittelbar nach dem schweren Unwetter getroffen. Hattest du keine Sekunde Zweifel oder den Gedanken, es doch vielleicht nicht mehr am selben Ort wiederaufzubauen?

Ja, nach dem ersten Schrecken mussten wir Entscheidungen treffen, wie es nun weiter gehen sollte. Die Vorbereitungen, dass ich den Betrieb nächstes Jahr übernehmen kann, sind schon das ganze Jahr am Laufen. Von daher gab es für mich nur eine Option, nach vorne zu schauen. Dass so eine grosse Apfelanlage durch den Sturm komplett zerstört wurde, das gab es in der Schweiz noch nie. Auch in der unmittelbaren Umgebung gab es grossen Schaden an Bäumen, welche entwurzelt wurden oder umgeknickt sind. Eine Fehlkonstruktion konnte ausgeschlossen werden, somit gab es auch keinen Grund die Anlage an einen anderen Standort zu verlegen.

Wir waren damals auch vor Ort und hatten die Gelegenheit, euch zu helfen und etwas über die Schulter zu sehen, mit welchem Aufwand dieser «Neustart» mit dem Aufräumen verbunden war. Wer hat euch sonst noch helfen können und euch in dieser schweren Zeit unterstützt?

Der Zivilschutz war mit 10 Personen für eine Woche zur Unterstützung bei uns. Schulverwaltung, Schulleitung, Lehrpersonen der Primarschule Aesch haben auch mit angepackt.

Berufskollegen kamen immer mal wieder ein zwei Tage vorbei, so wie sie es einrichten konnten, sie halfen hauptsächlich dabei, die anderen zwei Anlagen wieder aufzustellen. So dass wir dort so viel Bäume wie möglich noch retten konnten.

Familie, Verwandte, Freunde halfen, sei es mit Taten oder zur moralischen Unterstützung, dies hat uns immer wieder Kraft gegeben, wenn wir mal ein Tief hatten.

Durch das Spendenkonto bekamen wir finanzielle Unterstützung, auch hier haben uns viele Personen von verschiedenen Gebieten unterstützt, indem sie es auf ihren Status gestellt, ihrem Kollegenkreis davon erzählt oder ein Artikel in der Quartierzeitung veröffentlicht haben.

Wir waren sehr überrascht und berührt über die grosse Solidarität. Durch die Spenden von Privatpersonen und Firmen, können wir die neuen Bäume finanzieren.

Aktuell sind wir am Pflanzen der Bäume und am Baumstickel stecken, dabei bekommen wir grosse Unterstützung von der Gartenbaugenossenschaft Zürich, welche mit ihren Lehrlingen die zweite Woche am Helfen sind.

Nun stehen die neu angepflanzten Bäume. Das ist sehr berührend. Doch eine Ernte wird wohl länger auf sich warten lassen. Wann dürfen wir bei euch den ersten Apfel geniessen von dieser Plantage?

Vereinzelte Äpfel wird es nächstes Jahr schon geben, aber das sind nur «Müsterli».

Der Ertrag ist sehr Sorten- und Baum-abhängig. Bei der Sorte Gala rechne ich im Jahr 2023 mit 50% Ertrag, im 2024 mit 75% und im Jahr 2025 mit 100%. Bei den anderen Sorten wird es 2023 so bei 30-40% sein.

Und welche Sorten?

Wir Pflanzen folgende Sorten:

  • Gala
  • Topaz
  • Breaburn
  • Boskoop
  • Elstar
  • Rubinette
  • Pinova
  • Diwa
  • Santana
  • Bonita
  • Gravensteiner
  • Mariella
  • Cox Orange
  • Summerred

Durch deinen Beruf bist du täglich den Naturgewalten oder nennen wir es «Launen» ausgesetzt. Welcher Leitsatz begleitet dich in deinem Tun, oder was würdest du der nächsten Generation mit auf den Weg geben?

Für mich ist es eine grosse Freude mit der Natur zu arbeiten. Wir können mit verschiedensten Massnahmen unsere Ernte gegen die Wetterextremen schützen. Schlussendlich sagt uns aber immer noch die Natur, wo es lang geht. Wenn ich das Möglichste gemacht habe und es dann immer noch schief geht, kann ich mit gutem Gewissen sagen: ich habe mein Bestes gegeben.

Die Liebe zur Natur und zur Arbeit soll man sich immer bewahren. Das schöne um sich herum wahrnehmen, so hat man auch die Kraft dunkle Zeiten durchzustehen.

Der nächsten Generation gebe ich mit auf den Weg, was wir jetzt auch schon haben. Die Familie ist ein wichtiger Anker. Wir haben immer wieder gesagt: "zusammen schaffen wir es".

Danke lieber Markus, liebe Familie Mörgeli für die offenen Worte und das Teilen eurer Geschichte. Ich wünsche euch von Herzen das Beste und ich freue mich schon jetzt auf die knackigen Äpfel, nebst euren anderen leckeren frischen Produkten, die ich übrigens seit Jahren geniesse und die mir schon öfters die neuen Rezepte, die ich kreiere, mit Geschmack und Farbe versüssen.

Gerne schliesse ich mit deinen Worten dieses V'Meets & Talks - «zusammen schaffen wir es»

Hugs and xx