«Grümpel-Sepp» von Mut, Leidenschaft, Erinnerung - Josef Hechenberger
«Grümpel-Sepp» von Mut, Leidenschaft, Erinnerung - Josef Hechenberger erzählt mir die Geschichte seines Brockis.
Old things, but gold things - golden "Grimpel", Krims-Krams Paradies auf der Passhöhe dem Brünigpass
Auf der Passhöhe Brünig - Sepp's «Kult-Brocki», ich kenne es schon lange, da ich mit meiner Familie schon sehr oft einen Halt auf der Passhöhe machen durfte. Mein Vater hat uns auch schon bei der Durchreise ein Schnäppchen ergattert, so zum Beispiel eine unserer Tuchhalterungen im Bad - eine Holzleiter. Josef ist nun schon seit 35 Jahren auf dem Brünig und erfreut die Leute mit gebrauchten Waren. In der heutigen Zeit mit dem Kauf schöner Dinge, die Geschichte haben auch den Gedanken für Nachhaltigkeit zu unterstützen, ist eine doppelte Win Win Situation. Ich persönlich war schon immer ein grosser Freund der Flohmärkte oder Brockis. Nicht nur wegen der Gegenstände, sondern auch wegen den öfters berührenden Begegnungen und Geschichten die man in diesem Zusammenhang erfährt.
Wenn man auf dem Brünig angekommen ist und erst mal vor dem Haus die vielen schönen alten Stücke bestaunt, ist man gwundrig auf die Brockenstube. Mit der Türe öffnet sich ein Raum voller Charme und Erinnerungen in all den Schätzen der vergessenen Zeit. Jedes Teil hat Geschichte und das Schöne; jedes findet irgendwann einen neuen Besitzer und es werden neue Geschichten geschrieben. Es gibt alte Nähmaschinen, Porzellan, Schultornister, Silberbesteck, Bücher, Spiegel, etc. - viel Kurioses, Lustiges, Berührendes. Man hat das Gefühl, die Zeit steht für einen kurzen Moment still. Sepp hat mir den Aufenthalt mit seinem Charme und seiner Freundlichkeit versüsst. Seine fröhliche und offene Art berührt. Schnell kamen wir ins Gespräch und so entstand unser V's Meets and Talks. Seid gespannt und habt Freude beim Lesen.
Unter meinen Lesern gibt es sicher noch welche, die dich noch nicht kennen. Magst du ein bisschen erzählen, wie es zu der Geschichte «Sepp und das Brocki auf dem Brünig» gekommen ist?
Nach meiner Kochlehre in Kitzbühel in der Tenne, arbeitete ich eine Weile als Sanitärhelfer auf diversen Baustellen. 1979 zog es mich in die Schweiz, wo ich eine Zeit lang als Kellner arbeitete. Bei einem Besuch auf einem Flohmarkt in Luzern faszinierten mich die «alten Sachen» mit Geschichte und so begann meine Leidenschaft. Vieles musste ich lernen und mir selber erarbeiten und ich bezahlte dabei auch mein Lehrgeld. Doch die Begeisterung liess mich nach Räumlichkeiten suchen und ich wurde auf dem Brünig (1008m ü. M.) fündig. Ein altes Bahnhofsgebäude auf der Passhöhe sollte es sein. Die Einheimischen glaubten nicht unbedingt an meine Geschäftsgedanken und viele dachten ich würde den kommenden Winter nicht überleben - mit Antikem und «altem Grümpel» (oder «Grimpel» auf Haslideutsch) - doch Mut und Geschäftssinn belohnten mich, seit da bin ich «Grümpel-Sepp» und als solcher auch im Handelsregister als Firma eingetragen. Nun seit 35 Jahren hier auf dem Brünig und ich erfreue mich über viele Begegnungen und die «Arbeit», die mich erfüllt.
Dein Brockenhaus ist über die Grenzen bekannt und längst Kult, viele besuchen dich auf dem schönen Brünig, um sich ein seltenes Schnäppchen oder ein gesuchtes spezielles Teil zu gönnen. Du lernst viele Menschen kennen.
Welche Geschichten haben dich in den letzten 35 Jahren besonders bewegt?
Da haben sich viele Begegnungen und Geschichten «angesammelt». Einmal hat zum Beispiel ein Kunde seine eigene «Oma» auf einem Bild erkannt und dieses direkt erworben. Es wurde mir aber auch viel Spannendes angeboten, zB. hätte vor einigen Jahren nebst den Jagdtrophäen aus Afrika auch Schrumpfköpfe erwerben können, was ich natürlich dankend ablehnte. Somit kannst du dir vorstellen, viele «Geschichten» haben sich angesammelt.
Du hast mir bei unserem ersten Treffen erzählt, dass du eigentlich seit zehn Jahren pensioniert wärst und du wohl auch noch in naher Zukunft nicht daran denkst aufzuhören.
Dein Strahlen in den Augen, wenn du mir deine Geschichte erzählst, unterstreicht dies mit hundertprozentiger Klarheit - Sepp gehört hier auf den Brünig.
Gab es trotzdem auch mal Momente, in denen du was anderes machen wolltest, oder es dich wo anders hinzog?
Tatsächlich vor zehn Jahren probierte ich mich als «Rentner» in meiner alten Heimat - Österreich. Mir fehlten aber die Menschen, das Händelen - somit dauerte dieses Projekt genau zwei Wochen.
Die letzten beiden Jahre waren ja etwas sagen wir «anders» durch die weltweite Pandemie. Wie hast du diese Zeit erlebt?
Die beiden letzten Jahre waren mitunter unsere Besten. Die Leute sind weniger ins Ausland gefahren, haben sich hier in der Schweiz die schönen Ecken gesucht, sind in die Berge gefahren, haben sich ihr Zuhause schön eingerichtet und sich mit Freude Dekoration und Anderes gegönnt.
Ich mag deine offene und freundliche Art und vor allem auch deine Begeisterung deines Tuns. Bestimmt gibt es viele Stammkunden, die dich gerne im Brocki einfach zu einem «Schwätz» besuchen. Das Bestehen und die Erfolgsgeschichte beginnen mit deiner Passion und Begeisterung, dem Näsli für Spezielles. Welche anderen Faktoren führen zusätzlich zum Glück und Erfolg?
In den 35 Jahren haben wir tausende 80 bis 200 jährige Möbel ohne Chemie und Wasser abgeschabt und geschliffen und somit auch vor der Entsorgung gerettet. Diese Massivholzmöbel werden noch die kommenden 100 Jahre leben und Freude bereiten.
Daneben freut es mich natürlich besonders, wenn Kunden nach Jahren oder sogar Jahrzenten mich hier wieder besuchen und sie noch immer Freude an ihren Sachen haben.
Welche drei Stichworte oder Gedanken würdest du mit uns und dem jungen Sepp teilen?
- Unsere Arbeit ist Hobby - Bei jedem das Gute finden - Immer positiv!
Danke lieber Sepp hast du dir Zeit genommen. Es war mir eine grosse Freude. Ich wünsche dir und deinem Team weiterhin viele herzerfüllte, erfolgreiche Stunden und vor allem Spass und Schönes bei euch oben auf dem Brünig. Ich besuche dich bald wieder - und darauf freue ich mich schon besonders.
Das Brockenhaus Brünig vom «Grümpel-Sepp» findet ihr auf dem Brünig-Passhöhe.